Wettbewerb Berufsfachschule „HOLZSTEINGOLD 2020“ Fotos: Tobias Hase

Erstes Ausbildungsjahr

Thema: „Schmuckkästchen Marrakesch“

Die Vorgabe war: Gestaltung eines Schmuckkästchens, welches durch seine bildhauerische Gestaltung eher an eine skulpturale Ausstrahlung zeigt als ein Möbelstück, aber dennoch im Inneren versteckt – Platz für Schmuckstücke bietet.

1. Lehrjahr – Preisträgerin – Hannah Ranieri

Die Kugel ist das klassische Symbol für Vollkommenheit und Ganzheit. Gegensätze heben sich auf, hier herrscht für den Betrachter eine stete Dynamik, die nach einem Zentrum suchen lässt. Im Zentrum des drehbaren, im wahrsten Wortsinn vielschichtig gearbeiteten Schatzbehälters ist die Funktionalität gegeben, Greifbares zu verstauen.
Doch was hat hier den größeren Wert? Der Wert eines Schmuckstücks? Oder die Elemente und Werte, die hier entdeckt werden können: Luft und Liebe – von denen man bekanntlich auch gut leben kann. Zumindest in unseren Träumen.

 

1. Lehrjahr – Anerkennung – Levin Other

Levin Other verwandelt den Obelisken der alten Ägypter vom Sonnensymbol in einen außen wie innen eindrucksvoll gestalteten Behälter. Sein „Himmelsspalter von Heliopolis“ verfügt im Inneren Raum für kleinere Accessoires im Sockel; es gibt einen Halter für zwei Ringe und sogar Platz, um darin Halsketten aufzuhängen.

 

1. Lehrjahr – Anerkennung – Mika Roumeliotis

Mika Roumeliotis verblüfft mit einem – der Markenname ist gerade in Tagen wie diesen in aller Munde – Paket von „amazon“. Und auch wenn es so aussieht, nein, das Stück ist tatsächlich kein ramponierter Karton mit Banderole und Barcode – sondern, ja, ein Schmuckkästchen aus Holz, das mit der Illusion spielt und zum Nachdenken über unser Konsumverhalten anregt.

 

1. Lehrjahr – Anerkennung – Moritz Schult

Moritz Schult verarbeitet in seiner Schatulle die Liebe zu seiner Heimat, dem Ruhrgebiet, mit seinen Zechen und Halden, die jahrzehntelang ein Symbol für die Kraft und Stärke der deutschen Wirtschaft waren. Sein Objekt „Glück auf!“ ist eine Hommage an das Schwarze Gold im Revier – und den Schatz entdeckt man erst, wenn man den Deckel öffnet …

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Zweites Ausbildungsjahr

Thema: „Natur- Kultur- Zukunft“

Grundgedanken:

…einerseits ist das Verhältnis des Menschen zur Natur grundlegend durch seine Verbindung mit Ihr bestimmt. Andererseits scheint er bestrebt, sich aus den Bedingungen der Natur zu lösen, um dadurch seine Lebensbedingungen zu verbessern.

Mit diesem Ziel hat der Mensch im Laufe der Evolution eine Vielzahl technologisch- kultureller Leistungen vollbracht.

Die dadurch entstandenen Vorteile haben allerdings auch Nachteile mit sich gezogen, die heute offener denn je zu Tage treten. Es stellt sich die Frage, wie der Mensch mit dem Hintergrund dieser komplexen Zusammenhänge seine Zukunft gestaltet.

Die Aufgabe bestand darin, aus diesem Themenzusammenhang ein vollplastisches Objekt zu gestalten das handwerklich, formal und inhaltlich überzeugt.

 

2. Lehrjahr –  Preisträger – Yannick Lethgau

Mit dem Holz der Zirbelkiefer und mit Platinen inszeniert Yannick ein Spannungsfeld von Natur und Technik. Der Baum und seine Triebe als mythologisch aufgeladenes Symbol des Lebens und Weiterlebens und die Bauteile unserer Computer-Welt. Yannick konstruiert keinen Gegensatz . Unsere Welt ist ja längst eine digitale. Er richtet seinen Blick auf das Internet, das in unserer Gesellschaft tief verwurzelt ist, uns verbindet, unendliche Möglichkeiten wie auch Risiken bietet – und unsere Welt immer schneller verändert. Was wir dank Internet dann auch in Echtzeit miterleben.
Das Internet: Ein lebender Organismus, ein digitaler Götterbaum – oder ist es doch eine der Götzen, der wir zu sehr huldigen und vor der wir uns eher in Acht nehmen sollten? Nämlich dann, wenn die Technik unsere neue Natur wird?

 

2. Lehrjahr – Anerkennung – Pauline Deml

Pauline Deml reflektiert im Kreislauf von Natur, Kultur und Zukunft, wie sich Natur das zurückholt, was wir Menschen vermeintlich für die Ewigkeit planen. Bauwerke „in den Sand gesetzt“: Für uns vermeintlich dauerhafte Gebäude, in Wahrheit kleine Modellbausteine im Vergleich zur majestätischen Kraft des Wüstensandes von Mutter Erde, mit der wir im Miteinander leben sollten.

 

2. Lehrjahr – Anerkennung – Anna Hoffmann

Anna Hoffmann verwandelt in ihrem Objekt „tripolar“ das liebgewonnene Weltraumbild vom Blauen Planeten in einen rohen, archaisch kraftvollen Globus aus Muschelkalk, Kuhdung, Schwemmholz und Fichtenharz. Naturgestein, organisches Material und kreativ-formendes Handeln greifen so ineinander.

 

2. Lehrjahr – Anerkennung – Carlotta Wirtl

Carlotta Wirtl spielt in ihrem Werk „Kreuzung“ mit unserem Orientierungssinn. Straßen ohne Namen kommen von irgendwoher. Signale weisen den Weg – nur wohin? Je nach Standpunkt verändert sich die Betrachter-Perspektive auf Abgrenzungen und Linienführungen. Ein komplexes System. So wie das Leben und die Welt, in der wir leben.

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Drittes Ausbildungsjahr

Thema: „Wandgeschichte“

3. Lehrjahr – Preisträgerin – Bérénice Azagba

Auf den ersten Blick wirkt die Wandgeschichte von Bérénice Azagba niedlich: Eine Tier-Familie – nennen wir sie Familie Meier – feiert eine Grillparty. Kuh Hannelore, Schwein Wilfried und Enkelin Emelie kommen ins Gespräch. Noch freut sich der Betrachter – und mag sich gerade noch an die letzte leckere Schnitzel-Semmel erinnern. Genau jetzt wird der Spieß umgedreht: Denn was liegt bei der Tier-Familie mit der anonymen Schlachtnummer 216670 auf dem Grill? Achtung, nichts für sanftere Gemüter: Da brutzelt Menschenfleisch. „Bestes Biofleisch“, wie Wilfried im Begleittext erläutert, von gut gefütterten, also glücklich geschlachteten Menschen. Na dann: Ende gut, Horror gut?
Die Jury ist von der Wendung der Geschichte – dem Themenkomplex um Fleischverzehr, Tierhaltung und vermeintlichem Tierwohl – tief beeindruckt. Dazu kommt die plastische Erzählkraft der tierischen Protagonisten, die uns Menschen den Spiegel vorhält.

3. Lehrjahr – Anerkennung – Clarissa Hausinger

Clarissa Hausinger vermittelt ihre Wandgeschichte „Licht an, Licht aus“ auf verschiedenen Ebenen medialer Gestaltungsmittel. Neben dem ernsten Spiel mit unseren Geistern des Zeitgeists und dem fast Karikatur-Comic-haften Ihrer Figuren steht zudem ihr Begleittext, der allein literarisch für sich stehen kann – wenn es, ich zitiere, „flüstert laut: bunte Punkte leuchten mehr, tanzen sie auf Grau“.

 

3. Lehrjahr – Anerkennung – Teresa Adam

Teresa Adam widmet sich in „Ein Sommer wie jeder andere?“ einer Jahreszeit, in der wir uns – gerade auch als hier dargestellte Familie  – gemeinsam, gern und ungezwungen im Freien aufhalten. Eine Zeit des Miteinander Sprechens, des Schwimmens, des Relaxens in der Natur, wie wir es oft im Alltag zu selten betreiben. Eine freie Zeit, eine freie Welt, die wir gerade in Zeiten wie diesen vermissen.

 

3. Lehrjahr – Anerkennung – Maria von Mücke

Maria von Mücke fordert uns in „Dance ourself into another dimension“ fordert uns mit ihre fünf Tänzern aus Lindenholz, Acrylfarbe und Gouache dazu auf, uns von Fesseln zu befreien. Uns neue Räume in uns und in unserem Bewusstsein zu suchen. Neue Realitäten zu entdecken. Der Tanz ist für sie das dynamische Ausdrucksmittel dieser Reise durch die eigenen Dimensionen. Ein kraftvolles, Mut machendes Bild in Zeiten wie diesen.